Sonntag, 26. Mai 2019

Lange ist es her, seit meinem letzten Reisebericht, doch keine Angst, man hat nichts
verpasst, ich war ein Jahr lang einfach nicht gross unterwegs.

Im Regionalzug nach Sachsen

Doch jetzt ist wieder Auffahrtszeit und damit Zeit für unsere traditionelle Auffahrtsreise, die uns diesmal nach Mittelostdeutschland führt, vorwiegend in die sächsische Region. Erstes Etappenziel war Zwickau. Als Anfahrtsweg hatten wir vor, zumindest ab Deutscher Grenze vorwiegend mit dem Regionalverkehr voranzukommen, was auch beinahe gelang:
Bern – Zürich – Romanshorn – (Fähre) – Friedrichshafen – Lindau – Augsburg – Ingolstadt – Nürnberg – Marktredwitz – Hof – Zwickau

Zuhause starteten wir allerdings noch mit einem InterCity von Bern nach Romanshorn, der wegen Bauarbeiten in Zürich gebrochen wurde. Nach dem Feinschliff bzw. Vergleich der Varianten hatten wir vorgängig entschieden, eine halbe Stunde später als ursprünglich geplant in Bern abzufahren, was sicher auch Tinu zugute kam, der am Abend vorher noch mit YB den Meistertitel feierte.
Los gings um halb Sieben in Bern, der baubedingte Zwischenstopp in Zürich reichte gerade für einen ersten Kaffe, bevors Richtung Romanshorn weiterging. In Frauenfeld bremste der Lokführer nach einer Langsamfahrstelle vor dem Bahnhof nicht etwa zum Anhalten ab, sondern liess es weiterrollen, bis er Ende Bahnhof wohl seinen Lapsus bemerkte. Es folgte die Durchsage, dass man leider den Halt verpasst habe und nun rückwärts ans Perron fahren würde. Meine kleine Überschlagsrechung gefüttert mit Erfahrungspotential sagte mir sofort, dass wir so die Fähre in Romanshorn sicher verpassen würden, wenn dieses Szenario wirklich durchgespielt würde. Unsere ganztägig geplante Anreise nach Sachsen war also gefährdet, kaum hatte sie begonnen. Wir suchten schon erste Alternativlösungen (Abkürzungen), um doch noch Zwickau zu erreichen, als dann die (für uns rettende) Durchsage kam, dass man nun dennoch weiterfahren und die Reisenden nach Frauenfeld beim nächsten Halt in Weinfelden dem Gegenzug übergeben würde. BZ Ost hatte wohl ein Machtwort gesprochen…
So gings rund fünf Minuten verspätet weiter, in Romanshorn erreichten wir gerade noch ohne zu Hetzen unsere Fähre nach Friedrichshafen und gönnten uns auf den kleinen Schreck hin erstmal einen weiteren Kaffee im Schiffsrestaurant. Nach bewölkter Anfahrt rissen dann über dem See noch die Wolken auf, so dass wir Friedrichshafen bei Sonne erreichten. Wir suchten und fanden dann alsbald hinter dem Hafenbahnhof unseren Zug zum Stadtbahnhof, wo wir nach zwei Minuten Fahrzeit schon wieder umzusteigen hatten. Unser Anschlusszug wurde zu meiner Freude von einer Diesellok BR 218 geführt, einer langsam aussterbenden Lokgattung.


In Lindau hatten wir etwas Zeit und erkundeten den bald verschwindenden Bahnhof fotografierend. Meine Hoffnung, dass auch der RE nach Augsburg mit einer 218 geführt würde, erfüllte sich leider nicht, wir mussten mit einem Neigezug vorlieb nehmen. Dieser kurvte mit uns nun durchs kurvenreiche Allgäu, jedoch nicht über die Hauptstrecke via Memmingen, die wegen Bauarbeiten gesperrt ist, sondern via Kempten-Buchloe und weiter nach Augsburg. Dort stiegen wir erstmals auf einen Privatbahnzug um, wo unsere DB-Freikarte nicht gültig ist, (Bayerische Regiobahn/BRB) dafür gabs Fahrkarten am Automat im Zug, welcher sehr, sehr gut gefüllt war. Nach einer etwas beengten Dreiviertelstunde Fahrt und einer angekündigten Langsamfahrstelle von Vmax 10 km/h über einen Kilometer gabs für uns in Ingolstadt wieder frische Luft und wenig aber genügend Zeit zum Umsteigen. Ein kurzes Stück war nun Fernverkehr angesagt…
Da der ICE nach Nürnberg schon am Perron stand, als wir die Treppe hochkamen, achteten wir uns nicht gross und stiegen einfach mal ein, erst beim Verlassen des Zuges in Nürnberg bemerkten Tinu und ich, dass wir wohl gerade unsere ICE4-Premiere erlebt hatten.

Bevors weiter geht, ein kurzer Exkurs: Nachdem in Deutschland immer mehr regionale Linien von der DB an private Betrieber übergegangen sind, wird es für uns immer mühsamer, mit unserem DB-Freifahrschein im Regionalverkehr vorwärts zu kommen, weil der in den Privatbahnzügen natürlich nicht gilt, obschon meist DB-Gleise befahren werden. Die Planung unserer Reise wurde diesbezüglich richtige Ermittlungsarbeit, die wichtigsten Fragen, die man sich pro Strecke stellen musste: Fährt DB? Wenn nein, welches EVU? Wo kriege ich mein Billett und zu welchem Tarif? Eine Bahn, die BRB hatten wir schon, gleich folgen die nächsten, MRB und Vogtlandbahn, aber lest selbst….

Von Nürnberg gings wieder mit Dieselneigezug weiter über die Fränkische Alb und Marktredwitz nach Hof und von dort mit modernen Elektrotriebwagen der Mitteldeutschen Regiobahn bis zu unserem Ziel Zwickau. Hier sollte man das Ticket laut Anschlag beim Begleiter erhalten können. Die Zugbegleiterin kam aber erst etwa nach einer halben Stunde Fahrt, kurz vor dem ersten Halt in Plauen. Sie meinte, so wie wir sitzen müsste sie uns einen Zuschlag von 60 € verlangen, wir hätten uns aktiv bei Fahrtbeginn bei ihr melden müssen (hätten wir sie denn zuvorderst am Zug ausserhalb des Perrons gefunden…). Was das mit unserer Art zu sitzen zu tun hat, ist mir bis heute schleierhaft. Schliesslich wechselte sie doch in den Gutmensch-Modus und verkaufte uns sogar noch einen Spezialtarif sowie auch gleich noch das Billett für den Anschlusszug. Denn den allerletzten Abschnitt vom Zwickauer Hauptbahnhof zur Endhaltestelle Zentrum fuhren wir mit einem kleinen Dieseltriebwagen der Vogtlandbahn auf kombinierten Tram/Zuggleisen bis mitten ins Städtchen. Von der Haltestelle waren es dann nur noch wenige Schritte zum Hotel First Inn, wo wir zur vorgesehenen Zeit einchecken konnten. Nach einem kurzen Stadtbummel gabs ein deftiges Znacht im Brauhaus, bevor wir müde in die Federn fielen. Morgen gehts eben auch schon früh weiter…

Tinus Start of mission

Schreibe einen Kommentar