Die heutige Etappe war zwar relativ kurz, dafür sehr abenteuerlich. Es ging nämlich weiter mit der Mühlkreisbahn. Das ist eine Nebenlinie der ÖBB, startend im Bahnhof Linz Urfahr, „zufällig geplant“ nur zwei Häuserblocks von unserer Unterkunft entfernt. Das spezielle an dieser Linie ist, dass vor einigen Jahren die Schienenverbindung zum restlichen Netz wegen einer baufälligen Brücke über die Donau gekappt wurde. Seither ist sie ein Inselbetrieb, sämtliche Fahrzeuge, und das sind doch einige Triebwagen, müssen per Strassentransport überführt werden. Ausserdem besteht auf der Ausfahrt des Bahnhofs Urfahr eine niveaugliche Kreuzung der Normalspur mit dem 90cm-Gleis der Pöstlingbergbahn welche wir gestern von der anderen Seite befahren hatten. Die Strecke der Mühlkreisbahn hingegen führt zuerst einige Kilometer der Donau entlang, bevor sie dann kurven- und steigungsreich Richtung Norden abbiegt und durch die lieblichen Landschaften des Mühlkreisviertels bis zur Ortschaft Aigen-Schlägl führt. Nun begann das Abenteuer, denn ab hier ist per öV kaum ein Weiterkommen Richtung Tschechische Republik, wo wir eigentlich hinwollten. Also hatte Tinu vorgängig ein Taxi organisiert, doch von diesem war nach Ankunft in Augen-Schlägl leider nichts zu sehen. Ein kurzer Rückruf zeigte, dass man sich im Datum geirrt hatte, keine fünf Minuten später bog das Taxi in Form eines privaten weissen Teslas auf den Bahnhofplatz ein. In rasanter Fahrt ging es zuerst durch dichten Wald, der früher den Eisernen Vorhang bildete, über die Grenze nach Tschechien und paar wenige Kilometer weiter zu einer Fähr-Anlegestelle am Lipno-Stausee. Kurz vor halb Zwölf wurden wir dort in der Pampa, im Nichts abgesetzt und sollten hier auf eine Fähre warten, die um 12 Uhr kommen sollte. Das Wetter und der auch anwesende Hochnebel führten schon dazu, dass man sich hier draussen etwas verloren vorkam, zumal sich diesseits und jenseits des Sees nichts Weiteres zu bewegen schien. Doch kurz vor Zwölf sah man drüben ein Auto, das sich bewegte, und etwas später die Kleinfähre, welche nun die Anlegestelle verliess. Zehn Minuten später legte sie an unserer Seite an und wir konnten für wenige Kronen übersetzen. Auf der anderen Seite wartete ein weiteres Taxi auf uns, dessen Fahrerin uns die etwa sieben Kilometer bis zum nächsten Bahnhof fuhr. Dort hatten wir noch viiel (Reserve-)Zeit, um zum Beispiel etwas Zmittag zu picknicken, bis wieder mal ein Zug fuhr. Der knallbunte Triebwagen des privaten Anbieters GW-Train brachte uns bis nach Cesky Krumlov, unserem Tagesziel. Nun ging es zu Fuss noch paar Minuten hinunter in die Stadt, wo wir unser Zimmer im Hotel Bellevue beziehen konnten. Nach kurzem Einrichten zog es uns ins liebliche Städtchen, welches ähnlich wie Bern in einer Flussschlaufe liegt, hier fliesst aber die Moldau. Überragt wird das ganze von einem Schloss mit einem brückenartigen Anbau, den man auch begehen kann. Unterwegs gönnten wir uns unser erstes Pilsner, später gabs auch das Znacht in einem altehrwürdigen Kellergewölbe in der Altstadt.
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