Um 04.30 ertönten die Wecker und wir machten uns bereit für unsere lange Heimreise. Morgenessen gibts um diese Zeit im Hotel noch nicht, doch ich hatte für uns im RailJet nach Zürich zwei Plätze im angrenzenden Erstklassabteil zum Speisewagen gebucht, unsere Kulinarische Versorgung sollte also für die ganze Heimreise sichergestellt sein, sollte….
Mit dem Tram fuhren wir kurz nach halb Sechs vom Rand der Donau wieder hoch zum Hauptbahnhof. wo wir gegen 05.50 ankamen. Es war schon viel Betrieb, Nachtzüge liefen ein, aber unser RailJet nach Zürich (planmässige Abfahrt 06.08) bekam auf der Abfahrtsanzeige noch kein Abfahrtsgleis zugeordnet. Dafür verkündete aufs Mal eine Laufschrift auf Slowakisch irgendwelche Informationen zu unserem RJX 160. Am Informationsschalter bekam Tinu dann die Auskunft, dass unser Zug tatsächlich ausfalle und wir per Bus über die Donau zum Bahnhof Bratislava-Petržalka und ab dort weiter Richtung Wien fahren sollen. Draussen an der Bushaltestelle war jedoch leider kein Ersatzbus nach Petržalka aufindbar. Blödes Gefühl, wenn man gleich zum Start einer längeren Reise schon stehen gelassen wird und niemand so richtig sagen kann, warum eigentlich und wie es jetzt konkret weiter geht. In der Not testete Tinu seine neue Bolt-App, Bolt ist ein Taxidienst ähnlich wie Uber, und auf dem Bahnhofvorplatz kurvten geade einige Wagen mit dem Schriftzug dieser Firma rum. Tatsächlich ging es keine zwei Minuten, bis uns einer der Fahrer einsteigen liess und uns über die Donau und streng nach Navi wohl über den kürzesten Weg, deshalb jedoch durch Quartierstrassen mit 30er-Zonen zum Bahnhof Bratislava-Petržalka fuhr, wo wir etwa um 6.15 eintrafen. Auch hier am Perron weit und breit kein RailJet in Sicht, dafür nun an den Monitoren eine Ausfallmeldung bis Zürich. Und die zweite schlechte Nachricht war, dass der planmässige RegioExpress nach Wien, der uns dort vielleicht noch auf passende Anschlusszüge gebracht hätte, kurz vorher um 6.11 abgefahren ist. Also mussten wir uns einen Plan B zurechtbasteln. Ab Wien war die nächste Direktverbindung nach Zürich zwei Stunden nach unserem vorgesehenen Zug, Tinu suchte und fand in der ÖBB-App trotz starkem Passagieraufkommen noch zwei Plätze für uns in der Business-Klasse des RJX 162 und reservierte diese sofort. Von Bratislava bis Wien hatten wir bis dahin zwei Fahrmöglichkeiten mit einem RegioExress, wir nahmen die frühere, hatten somit in Wien fast eine Stunde Zeit zum Umsteigen, wo wir erst mal zmörgeleten, nachdem wir noch versucht hatten, wenigstens die ursprüngliche Platzreservation erstattet zu erhalten, was aber vorderhand an der übertriebenen Bürokratie für einen solchen simplen Fall scheiterte. Meine Bankkontonummer hat die ÖBB jedenfalls, ich warte mal, was passiert…* Dafür war dann immerhin das Business-Abteil im RailJet sehr gediegen, der dritte Sitz wurde nicht beansprucht, und so konnten wir uns breit machen und die Heimreise wenigstens ab Wien richtig geniessen. Auch wenn nicht direkt an den Speisewagen grenzend, wurden wir dennoch von dessen Personal sehr gut umsorgt und versorgt. Die einzige Verspätung von etwas über 10 Minuten wurde – wen wunderts – auf deutschem Gebiet zwischen Salzburg und Kufstein eingefahren, bis Buchs wurden paar Minuten zurückgewonnen, den Rest tilgte der SBB-Lokführer ab Buchs mit sportlicher Fahrweise, so dass wir in Zürich fast rechtzeitig eintrafen und nur drei Gleise hinüber zum direkten Anschluss-IC nach Bern umsteigen konnten. In Bern trennten sich dann unsere Wege, für Tinu reichte es noch an den YB-Match, ich fuhr via Thun nach Uetendorf, wo mein Velo auf mich wartete und mich auf der letzten Etappe übers Feld rüber nach Uttigen begleitete.
* siehe nachfolgenden Beitrag
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