Montag, 08.01.2018

Gestern hatte ich mal meine Sachen sortiert und neu gepackt, den Bedürfnissen der nächsten Tage entsprechend. So brauchte ich am Morgen nicht mehr viel Zeit, der Wecker läutete früh, und um acht Uhr wollte ich ausgecheckt haben. Wollte, denn um Acht stand ich vor der verschlossenen Tür zur Reception. Nirgends eine Glocke oder ein Kasten, um den Schlüssel zu deponieren, ausserdem hatte ich noch keine Belege erhalten. Also rief ich mal ins Hotel an, der schrullige Herr meldete sich tatsächlich und ein paar Sekunden später war die Tür auch offen. Es ist mir nun schon öfters aufgefallen, dass man hier offenbar keinen Wert mehr auf eine Zahlungsquittung legt. So war es auch im Motel, der alte Herr hatte seine liebe Mühe, mir einen Beleg auszudrucken. Auch sonst, massenhaft Contactless-Transaktionen, und für die Quittung muss man fast betteln, ich hoffe, ich habe am Schluss noch den Überblick!

Heute war es ziemlich bedeckt und kühl, nie viel mehr als 20 Grad. Mein erster Halt war schon nach ein paar hundert Metern im Augusta Café, wo es erst mal einen feinen Cappuchino und ein Schinken/Käse Croissant gab, ausserdem wurde Proviant fürs Zmittag eingekauft. Ich nahm dann wieder eine Touristikroute, entlang der südlichen Küste Richtung Albany. Wobei man von der Küste nicht viel sah, weil es dauernd durch endlose Wälder ging. Und hier ist fast jeder Wald zum Nationalpark erklärt, mit Attraktionen wie Tree-Walks oder Walk of Trees. Aber irgendwann, wenn man genug Bäume gesehen hat, landet man in Dänemark. Richtig, hinter den Wäldern fährt man durchs Städtchen Denmark, auch von einigen Weingebieten umgeben, sonst läuft da nicht viel. Mein Ziel war aber der Torndirrup Nationalpark auf einer Halbinsel südlich von Albany. Keine Bäume hier, sondern erst mal der Stony Hill, von welchem man eine gute Rundsicht über die Gegend von Albany und die umliegenden Inseln hat, auch wenn es immer noch sehr wolkig war. Dann konnte man eine ehemalige Walfangstation besichtigen, welche nach historischen Plänen wieder aufgebaut worden war. Als ich das Schiff fotografieren wollte, fragte ich mich, wieso man diese Attraktion in unmittelbarer Nähe eines Tanklagers gebaut hat, später musste ich dann auf dem Lageplan feststellen, dass diese Tanks ja mit zum Ensemble gehören, denn darin hat man früher Wal-Öl (Lebertran) gebunkert… Weiter vorne konnte man noch eine Natural Bridge und einen engen Fels-Einschnitt von hoch oben anschauen. Man steht auf einem Gitterrost und weit unten tobt und brodelt die Brandung. Nur für Schwindelfreie…

Dann war es Zeit die letzte Tagesetappe in Angriff zu nehmen, um meinem morgigen Ziel etwas näher zu sein, war jetzt noch eine Überfuhr von ca. 180 km angesagt. Je weiter ich mich von der Küste entfernte, umso mehr kam die Abendsonne hervor und tauchte die Getreidekammer Südwestaustraliens in goldenes Licht. Und bei einem Abzweig stand er dann plötzlich, der Zug! Schon von weit vor Albany war mir ein offenbar gut befahrenes Bahntrassee aufgefallen, aber man sah nirgends Züge. In Cranbrook war er nun, und man rangierte dort sogar. Getreidewagen unter die Silos, ausserdem wurde ein abgehender Zug bereitgestellt. Dies alles im besten Abendlicht, was schöne Bilder ergab. Dafür war ich jetzt schon wieder eine halbe Stunde im Verzug! Es wird nämlich empfohlen, und daran halte ich mich auch, nur bei Tageslicht Auto zu fahren, denn in der Dämmerung und nachts ist die Gefahr von Unfällen mit Tieren einfach zu gross. Nun wird es hier aber sehr früh dunkel, die Sonne ist um halb Acht weg und um Acht ist es schon stockdunkel, dafür ist am Morgen der Sonnenaufgang lange vor sechs Uhr! Westaustralien könnte gut auch eine Sommerzeit vertragen, damit man die Abende etwas länger geniessen könnte. So kam ich dann mit den allerletzten Sonnenstrahlen an meinem Ziel in Katanning an und bezog im Royal Exchange Hotel ein einfaches Zimmer. Das Hotel liegt zu meiner Freude gegenüber des Bahnhofs, inzwischen ist schon ein weiterer Getreidezug vorbeigefahren. Nun hatte ich Hunger und bekam unten im Restaurant ein saftiges Chicken Parmigiano mit feinem Gemüse, endlich mal keine Chips… WLAN hats hier auch keins, aber das wusste ich zum Voraus, so kann man sich mal anderen Sachen widmen. Morgen mache ich wieder eine kleine Zeitreise…

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