Freitag, 13.06.2025 …………………….. Lyon-Genève-Bern-Uetendorf-Uttigen

Der heutige Vormittag war noch für eine kleine Besichtigungstour in Lyon reserviert. Erst fuhren wir mit der Metro A zur Metro C, welche eine Spezialität im U-Bahnnetz von Lyon darstellt, fährt sie doch abschnittweise mittels Zahnrad von Hôtel de Ville hoch ins Quartier Croix-Rousse. Nächstes Ziel waren zwei benachbarte Funiculaires in Vieux-Lyon ennet der Saône bei der Pont Bonaparte (Napoléon lässt uns nicht los…). Mit der Funiculaire de Fourvière fuhren wir hoch zur Basilique de Fourvière, welche hoch über der Stadt thront und von wo es schöne Aussichten gibt. Danach erreichten wir mit einem kurzen aber schweisstreibenden Fussmarsch die Bergstation des Funiculaire Saint-Just, mit welchem wir wieder hinunter zur Pont Bonaparte fuhren. Mit Metro und Tram fuhren wir zum Abschluss noch bis zum Musée des Confluences, welches ganz in der Nähe des Zusammenflusses von Rhône und Saône und diesen mit seiner gelungenen Architektur überragt. Bis zum äussersten Spitz, wo die beiden Gewässer zusammenkommen, war es nicht weit. Nach einigen Erinnerungsföttelis dort nahmen wir das nächste Tram zurück nach Perrache, holten das Gepäck im Hotel und fuhren dann mit dem nächstbesten TER rüber nach Part Dieu. Dort gab es noch kein Abfahrtsgleis für unseren TER nach Genf, deshalb reichte es noch für ein leichtes Zmittag im Bahnhofbistro. Als wir dann am endlich kommunizierten Gleis eintrafen, war der Zug nach Genève bereits gut gefüllt, mit etwas Suchen fanden wir aber doch noch zwei Sitzplätze. Die Fahrt verlief ruhig mit letzten Büroarbeiten/Ergänzungen dieser Reiseberichte. Trotz unterwegs aufgelesener Verspätung erreichten wir in Genève unseren geplanten IR nach Bern, wo wir gegen 19 Uhr eintrafen. Bettina erwartete uns am Perron und übereichte mir, was mir Tinu kürzllich noch in Aachen besorgt hat. Ich verabschiedete die beiden nach Hause und musste nun selber noch einen kleinen Umweg fahren. Da im Moment die S1 baubedingt nicht bis Uttigen fährt, musste ich mit der S44 erst mal via Gürbetal nach Uetendorf und von dort mit dem Bahnersatzbus nach Uttigen fahren. Müde und verschwitzt kam ich gegen 20 Uhr zuhause an, und da sich das drohende Gewitter auch noch zurückhielt, habe ich nun also die Regenjacke vergebens auf diese wieder mal sehr interessante und intensive Reise mitgenommen.

Tinus Heimreise

Donnerstag, 12.06.2025 ………….. Ajaccio >> Vitrolles-Nîmes-Lyon

Heute war wieder mal ausschlafen angesagt. Am Rooftop-Pool hatte es keinen Andrang, die benachbarte Baustelle lärmte tatsächlich ziemlich. Trotzdem machte ich es mir dort oben im Schatten für etwa ein Stündchen gemütlich. Danach schauten wir uns noch ein wenig Ajaccio weiter an und landeten schliesslich weit hinten am Trottel Beach in der Strandbar zu einem Apéro mit guter Unterhaltung. Nach einem kurzen schweisstreibenden Besuch einer Napoleon-Statue bestiegen wir um 14 Uhr wieder vorne beim Bahnhof den Airport Bus, der uns in paar Minuten zum Flughafen hinaus brachte. Nach dem Abgeben des Gepäcks reichte es noch für ein paar Zmittagbrötli vom Beck in der Abflughalle. Fast pünktlich hob unser A320neo der Corsica Air ab und brachte uns wieder mit einem kurzen Hüpfer nach Marseille. Dort mussten wir etwas aufs Gepäck warten, es reichte trotzdem locker auf den nächsten Bus, der uns wieder zu einer Bahnstation brachte, in diesem Fall Vitrolles Aéroport Marseille-Provence (die Franzosen haben bei den Bahnhofsnamen irgendwie ihren Hang zu komplizierten und langatmigen Doppelnamen entdeckt). Von dort gings mit einem gut gefüllten TER etwa eine Stunde nach Nîmes Pont du Gard, wo wir für den Rest der Reise noch einen TGV nach Lyon bestiegen. Hier mussten wir zuerst Reisende von unseren reservierten 1.Kl-Plätzen scheuchen, wobei nicht ganz klar ist, warum die trotz Reservationspflicht im Zug überhaupt besetzt waren. In rasanter Fahrt gings aus der Provence raus das Rhonetal hoch bis nach Lyon, wo ich aufgrund einer Fehlinformation unser Hotel, nochmals ein ibis, nicht beim Zielbahnhof Part Dieu, sondern beim Stadtbahnhof Perrache gebucht hatte. Es gibt aber zwischen den beiden Bahnhöfen regelmässige Verbindungen, und so konnten wir bei Ankunft gleich am selben Perron gegenüber in einen verspäteten OUIGO-billig-TGV umsteigen, der uns gütigerweise die paar Kilometer nach Lyon-Perrache mitnahm. Das Hotel befindet sich gleich neben dem Bahnhof, und trotz fortgeschrittenem Abend, es war mittlerweile gegen 22 Uhr aber immer noch sommerlich warm, bekamen wir im benachbarten Jazz-Club-Restaurant bei Simone draussen im Gärtli noch ein feines Reiseabschlussznacht.

Tinus Sicht der Dinge

Mittwoch, 11.06.2025 ……………….. Calvi-Ponte Leggia-Bastia-Ajaccio

Wieder war heute Frühdienst angesagt, der einzige direkte Zug von Calvi nach Bastia startet nämlich bereits um 07:05. Zuvor war Tinu noch kurz für einen Morgenschwumm im Wasser, dann trotteten wir entlang des Strands zum Bahnhof (wo sonst kann man das schon) und Tinu holte uns kurz vor Abfahrt noch was vom in der Nähe entdeckten Bäcker, so dass wir die Fahrt gut eingedeckt starten konnten. Erst ging es wieder durch die Dünen entlang der Bucht von Calvi nach Île Rousse, dann in die Täler hinein und hoch nach Ponte Leccia, von dort nach Spitzkehre Richtung Bastia, also wieder hinunter ans Meer, diesmal in den Nordosten der Insel. Eigentlich wären hier etwa fünf Stunden Aufenthalt und eine Rückfahrt nach Ajaccio mit dem Nachmittagszug vorgesehen gewesen, der erst gegen halb Acht dort gewesen wäre. Da uns Bastia aber irgendwie nichts Schlaues bieten wollte und es zudem heiss war in der Stadt, beliessen wir es mit einer kleinen Runde zum Hafen und Fressalienbeschaffung und fuhren dann schon mit dem Mittagszug wieder südwestwärts quer über die Insel zurück nach Ajaccio, wo wir nun, mit etwas Verspätung bereits um 15:30 eintrafen. Dort wartete das nächste Hotel auf uns, ein ibis Styles auch ganz in der Nähe des Bahnhofs, mit einem Rooftop-Pool. Dank der früheren Ankunft hatten wir nun etwas mehr Zeit, uns in der Inselhauptstadt umzusehen. Wir zogen durch eine Fussgängerzone mit vielen Beizen und Läden, am Hafen gabs erst mal ein Apéro, dann lotste uns Tinu zu einem etwas abseits des Trubels gelegenen Restaurant, wo wir in der Folge sehr gut spiesen und auch sehr gut bewirtet wurden. Im Hotel gabs dann noch eine kurze Inspektion des Dachpools mit Aussicht auf den Hafen. Leider befindet sich daneben eine Baustelle, die sich tagsüber als lärmig erweisen könnte. Wir werden das morgen ausprobieren.

Tinus Y

Dienstag, 10.06.2025 ………………………. Agosta Plage-Ajaccio-Ponte Leccia-Calvi

Nun war wieder Vorwärtskommen angesagt. Nach einem kleinen Zmorge im Hotel erwartete uns schon um 06:50 bestellt ein Taxifahrer zum Transfer nach dem Bahnhof von Ajaccio. Zu einem besseren Preis als vorgestern schaffte er die etwas längere Fahrt sogar in ca. 17‘!, so dass wir recht früh am Bahnhof eintrafen. Bald wurde jedoch unser Zug bereitgestellt, der uns von Meereshöhe bis auf über 900 m und hinunter nach Ponte Lecccia bringen sollte. Die Fahrt ging über lange Strecken durch bewaldetes Gebiet, mit einzelnen schönen Aussichten. In Ponte Leccia wechselten wir auf den Zug Richtung Calvi, der uns wieder auf Meereshöhe hinunterbringen sollte. Der letzte Teil der Strecke entlang der Bucht von Calvi war supertoll mit Ausblick auf karibisch blaue Wasserflächen!. Calvi erreichten wir am Mittag, wenig später konnten wir einige hundert Meter vor dem Bahnhof, direkt am Bahngleis und hinter dem Strand unser lauschiges aber recht enges Gartenzimmer im Hotel Caravelle beziehen. Nach dem Einrichten gings zum Hafen für ein reichhaltiges Zmittag, wir hatten ja morgens noch nicht viel erhalten. Dann erkundeten wir die Zitadelle von Calvi, steigen bei grosser Hitze fast bis zum höchsten Punkt hoch und durch das Städtli wieder hinunter. Danach war etwas Ruhe angesagt, nach einem ziemlich scharfen Caesars Salad war ich irgendwie recht geschafft und pennte gleich mal fast zwei Stunden. Für den Abend war ich dann wieder einigermassen fit für einen Schwumm im flachen Meer und anschliessendes leichtes Znacht im nahem Strandbeizli, wobei wir noch die letzte Runde des Dünentrams mit ihren älteren Triebwagen mitbekamen, bevor wir uns wieder in unsere Gartenresidenz zurückzogen.

Tinus Reise-Eindrücke

Montag, 09.06.2025 ………………… Relaxing- und Strandtag

Natürlich lassen wir es Vormittag werden und schlafen erstmals richtig aus und geniessen dann noch ein gutes Zmorge am Buffet. Unwesentlich, aber nicht ganz klar ist, ob hier heute (Pfingstmontag) auch Feiertag oder doch normaler Werktag ist. Da es bis am Mittag noch stark windet, verläuft die erste Strandrunde geschützt auf dem Terrässli unseres Zimmers. Dann geht Tinu schon mal auf einen ersten Spaziergang, während ich mich später dann doch in den Sand und ins Wasser wage, und natürlich bleibt auch für mich der obligate Strandspaziergang nicht aus, wo man noch dies und das entdeckt. Die dritte Runde Liegen gibts dann am Hotelpool bei feinen Drinks. Znacht bekommen wir in einem Beizli Chez Alain direkt neben dem Hotel, bevor wir die zweite Nacht im Radisson Blu schlafen, nur einseitig unterbrochen durch eine laute Strandparty von Jugendlichen frühmorgens um Drei.

Tinus Strandtag

Sonntag, 08.06.2025 …………………. Nice-Puget Theniers-Annot-Nice >> Ajaccio-Agosta Plage

Den Umweg über die Touristen-Hochburg Nizza haben wir eigentlich nur gemacht, weil sonntags auf der Chemin de Fer de Provence ein Dampfzug unterwegs ist. Da der hinterste Teil der CP-Strecke bis Digne für längere Zeit wegen Bauarbeiten ausser Betrieb ist, blieb uns fahrplantechnisch nichts anderes übrig, als die Dampfzugfahrt von Nizza aus zu erreichen und auch wieder dorthin zurückzukehren, zumindest mit dem Vorteil, dass wir das schwere Gepäck im Hotel deponieren können. Anfängliche Streikankündigungen haben sich zum Glück für die von uns verwendeten Züge als irrelevant erwiesen, so dass wir schon mal erst die spätere der zwei in Frage kommenenden Verbindungen nutzen und uns dafür vorher in einem nahen Bistro noch ein feines Petit Déjeuner leisten können. Mit einem „normalen“ Zug fahren wir dann vom Bahnhof Nice CP bis Puget-Theniers, wo sich das Depot des „Train des Pignes“ befindet und von wo aus der Dampfzug später nach Annot starten sollte. Bald wird er bereitgestellt und wir können auf unseren reservierten Sitzen in einem ehemaligen RhB-Wagen Platz nehmen. Die Fahrt geht über etwa 20 km im Tal des Var hoch, die recht bullige Malletlok hat gegen Schluss doch etwelche Mühe mit der Steigung, erreicht das Ziel jedoch mit moderater Verspätung, andere Züge sind ja in dem Moment gerade nicht unterwegs. In Annot fotografieren wir den Zug im besten Licht und ohne Publikum und folgen diesem (dem Publikum) dann später hinunter ins Dorf, wo eine Art Dorfchilbi oder Pfingstprozession am Laufen ist. Wir erstehen uns ein feines lokales Wurstbrötli, hören dabei ein wenig den etwas schrägen Blasmusiktönen aus dem Festzelt zu und machen uns dann aus dem Getümmel wieder auf zum Bahnhof. Da der Dampfzug erst am späteren Nachmittag zurückfährt, wir aber noch Programm haben, nehmen wir für die Rückfahrt nach Nizza den nächsten Planzug. Wir holen unser eingestelltes Gepäck im Hotel Alba ab und fahren mit dem Tram 2 (gestern und heute ist der gesamte öV in Nizza wegen eines UNO-Meereskongresses gratis) hinaus zum Flughafen Terminal 2. Dort checken wir auf einen Flug der AirCorsica nach Ajaccio ein und überbrücken dann die Wartezeit noch mit einem Snack bei einem Starkoch. Eine ATR76 bringt uns dann mit einem kurzen Hüpfer von 50‘ rüber auf die Insel. Nun gilt es nur noch, unser ausgesuchtes Strandhotel südlich von Ajaccio zu erreichen, was aber nur mittels einer recht teuren Taxifahrt möglich ist. Das Radisson Blu erwartet uns dafür mit einer ausgezeichneten Ferien-Ambiance und einem Zimmer mit Meerblick. Nach einem ersten Genuss dieser Aussicht lassen wir uns müde in die Federn fallen, morgen ist Strandtag angesagt!

Tinus Sonntagsausflug

Samstag, 07.06.2025 ……………………. Torino-Superga-Savigliano-Busca-Cuneo-Breil sur Roya-Ventimigla-Nice

Da unsere Weiterreise erst auf den Mittag geplant ist, weil sie erst dann durchgehend funktioniert, haben wir bis dahin noch etwas freie Zeit in Turin. Tinu überrascht mich mit der interessanten Idee, mit einer Zahnradbahn von Sassi hoch nach Superga zu fahren. Diese Bahn, auch Tranvia genannt, hatte ich absolut nicht auf dem Schirm, erweist sich aber als ein wahres Bijou. Die Talstation erreichen wir mit der Tramlinie 15; und dank der Tatsache, dass heute Samstag ist, kann das Unterfangen auch erst durchgeführt werden, denn Mo-Fr würde der erste Zug um 10.00 hochfahren, was für uns eh zu spät wäre. Uns reichte schon so nur gerade, mit dem Kurs um 09.00 hinaufzufahren, paar Bilder von der Umgebung und der schönen Aussicht zu machen, und um 09.30 gleich wieder hinunterzufahren.

Wir profitieren zudem noch von fast leeren Wagen, für die nächste Runde warten unten schon bedeutend mehr Passagiere. Mit dem Tram 15, das diesmal ein Bus ist, fahren wir zurück in die Innenstadt, wo noch gerade Zeit bleibt, mir im nahen Decathlon einen neuen Sonnenschutzhut zu beschaffen. Danach gehts mit einem Regionale Veloce von Torino Porta Nouva bis Savigliano, von dort mit ArenaWays über Saluzzo nach Cuneo. Diese Verbindung wurde mit neuen Zügen erst kürzlich wieder im Personenverkehr in Betrieb genommen, Grund für uns, diese mal zu befahren. 

Auch in Cuneo haben wir wieder Zeitpuffer, welchen wir für eine Pizza in der Innenstadt nutzen. Dann gehts auf die grandiose Tenda-Strecke, die immer wieder neu spektakulär ist.

Wir fahren bis Ventimiglia, wechseln dort noch auf einen sehr gut besetzten TER der SNCF, welcher uns in einer guten Stunde nach Nizza bringt. Nicht weit vom Bahnhof erwartet uns ein gutes BestWestern-Hotel Alba. Nach dem Einräumen gehts erst mal an die Strandpromenade und später zum Znacht in einem Griechischen Beizli in der dritten Reihe.

Tinus Tendafahrt

Freitag, 06.06.25 …………………… Uttigen-Bern-Genève-Torino

Heute startet, alles eingerechnet, unsere bereits 20. Auffahrtsreise. Unser Ziel sind diesmal die südlichen Seealpen sowie Korsika als Höhepunkt. Ich brauche erst gegen Mittag zu starten, doch schon beim Aussteigen in Bern bemerke ich den ersten Verlust: Meine neue Sonnenbrille ist wohl zuhause im Auto zurückgeblieben, dies ist angesichts unseres sonnigen Ziels und des entsprechenden Wetterberichts doch ein ziemlicher Tiefschlag! Tinu treffe ich oben auf der Welle, wo wir nebenan erst mal Reiseproviant holen. Das Zmittag gibts aber schon mal artgerecht im Speisewagen zwischen Bern und Genf. Dort wechseln wir auf einen TER-Zug der SNCF, der uns bis Chambéry-Challes-les-Eaux (heisst wirklich so…) bringt. Ich habe unseren ganzen Fahrplänen immer wieder genügend Puffer eingefügt, um allfällige Verspätungen abzufedern.

Man beachte, trotz der vielen Worte sind auf der FIA „nur“ vier Zwischenbahnhöfe aufgeführt!

So haben wir nun in Chambéry einen längeren Aufenthalt von fast einer Stunde, den wir für ein erstes Bier in einem Bistro ausserhalb des Bahnhofs nutzen. Die Mont Cenis-Linie ist nach einer längeren Erdrutsch-bedingten Sperre erst seit ein paar Wochen wieder durchgehend befahrbar, was uns jetzt zugute kommt, haben wir doch diese Strecke schon einige Jahre nicht mehr befahren. Ein TGV ankommend direkt aus Paris bringt uns von Frankreich durch den 13,658 km langen Tunnel du Fréjus auf die Italienische Seite und bis Turin, unseren ersten Etappenort. Erst müssen wir aber noch zurückgelassenes Material von unseren reservierten Sitzen entfernen, dessen Besitzerin wenig später erstaunt aber wenigstens einsichtig aus dem Barwagen zurückkehrt und sich umplatziert. In Turin gehts vom Bahnhof Porta Susa, wo wir planmässig ankommen, mit einer kurzen U-Bahn-Fahrt noch bis zum Bahnhof Porta Nuova, wo wir uns um die Ecke im Hotel Concord einquartieren. Der zweite Verlust des Tages ist dann mein altes ausgeleiertes und verschwitztes Basecap, es bleibt aus unerfindlichen Gründen wohl beim Umräumen im TGV zurück; nicht schlimm, ausser dass es eine „Spezialanfertigung“ war, aber eben verschwitzt und schmierig, kein grosser Materialverlust.  Nicht weit weg vom Hotel finden wir ein angenehmes Strassenbeizli, wo wir bei einem feinen Znacht den ersten Reisetag beschliessen.

Tinus Reisebeginn

Auffahrtsreise 2025

Bald startet unsere alljährliche „Auffahrtsreise“, die aus Termingründen diesmal erst am Freitag vor Pfingsten beginnt. Erstmals bin ich nun als Pensionär mit dabei und bin deshalb in der Terminfindung für das Reisli etwas flexibler. Es muss nicht mehr immer genau die Auffahrtswoche sein, zumal auch viele saisonale Einrichtungen oft erst nach Auffahrt ihren Betrieb aufnehmen. So können wir am kommenden Sonntag mit einem Dampfzug fahren, der an Auffahrt noch nicht den Betrieb aufgenommen hätte.
Wir transferieren zwei Mal durch die Seealpen (Alpes Maritimes), erst West-Ost, dann nochmals Nord-Süd, bevor wir auf Korsika noch das ganze Bahnnetz abfahren werden. Folgende Route ist vorgesehen:

Freitag 06.06.2025 Uttigen-Bern-Genève-Chambéry-Mont Cenis-Torino

Samstag 07.06.2025 Torino-Saluzzo-Cuneo-Breil sur Roya-Ventimiglia-Nizza

Pfingsten 08.06.2025 Nizza-Annot-Nizza (Flug) Ajaccio

Pfingstmontag 09.06.2025 Strandtag nahe Ajaccio

Dienstag 10.06.2025 Ajaccio-Ponte Leggia-Calvi

Mittwoch 11.06.2025 Calvi-Ponte Leggia-Bastia-Ajaccio

Donnerstag 12.06.2025 Ajaccio (Flug) Marseille-Nîmes-Lyon

Freitag 13.06.2025 Lyon-Genève-Bern-Uttigen

Höhepunkte werden sein das Befahren der nach langem Unterbruch kürzlich wieder eröffneten Mont Cenis-Linie, die ebenfalls durch eine Privatbahn wieder in Betrieb genommene Linie Savigliano-Saluzzo-Cuneo, die Tendabahn, der Dampfzug „Train des Pignes“ auf den Chemins der Fer de Provence CP, Flüge mit AirCorsica, die spektakulären Strecken der Chemins de Fer de Corse CFC sowie eine Zahnrad-Metrolinie in Lyon.

Die Details dazu folgen in den nachfolgenden Tagesberichten, sofern WLAN will….

Samstag, 05.10.24 – das Tüpfchen aufs i

Gut geschlafen, das Rauschen der Fälle hört man praktisch nicht. Doch um etwa 07.25 erwachte ich, weil ich dachte, das Licht brenne. Tatsächlich war jedoch gerade die Sonne am Horizont über den Fällen aufgegangen, so ergab sich eine tolle Morgenstimmung zumal der Himmel im Gegensatz zu gestern praktisch wolkenlos war. Ich genoss einfach nur vom Bett aus, ich hatte ja Zeit. Viel später machte ich den Koffer und mich reisefertig du gegen elf Uhr verliess ich das grandiose Zimmer endgültig. Erst fuhr ich noch zum Kingsbridge Park, oberhalb der Fälle, dort war jedoch weiträumig alles mit einem etwa vier Meter hohen Zaun und vielen Warnschildern umgeben, so dass ja niemand auf die Idee käme, dort in den Fluss zu steigen. Also gings weiter Richtung Ontariosee, nochmal entlang den Fällen über den Niagara-Parkway Bis Niagara-at-the-Lake. Dort war alles ziemlich voll, so sucht ich den weitern Weg bis zur Dixie Outlet-Mall, kam vorher noch in den Stau, aber ich hatte ja Zeit. Später zum Flughafen, Auto abgeben, Gepäck abgeben und jetzt hatte ich in der Signature Lounge von Air Canada erst mal ein leichtes Znacht, da ja den ganzen Tag noch fast nichts gegessen. Jetzt geht’s dann gleich auf den Flieger….

Freitag, 04.10.24 – noch eine lange Etappe

Schlecht geschlafen letzte Nacht, trotz super Hotelzimmer und bequemem Bett. Keine Ahnung warum, weil meine Reise bald zu Ende ist? Oder wegen den bevorstehenden Unsicherheiten der heutigen Etappe? Ich entschied mich, etwas früher als geplant aufzustehen und zu starten und dann dafür etwas längere Pausen zu machen.  So verliess ich das Hotel nach einem reichhaltigen Zmorge schon weit vor neun Uhr, noch kurz nachtanken, dann gings bei bedecktem aber recht warmem Wetter auf der Hwy 400 weiter südwärts, irgendwann bog ich rechts ab und gelangte nach Wasaga Beach an der südöstlichsten Ecke des Huronsees. Die Beachfront wirkte etwas verschlafen, sieht wohl in der Hochsaison viel mehr Betrieb. Die Hauptstrasse dem See entlang verläuft meist erst so in zweiter Reihe, man gelangt selten direkt ans Wasser, es hat auch viele Privatstrände, nur in den Ortschaften selber gibt es ein paar Public Beaches, scheint eine teure Gegend zu sein. Dennoch genoss ich die entspannte Fahrt, wenn auch die vielen Ortsdurchfahrten die Reisegeschwindigkeit erheblich senken. Auf der Höhe von Meaford/Centreville verabschiedete ich mich definitiv vom Lake Huron, ab hier verläuft die Strasse 26 westwärts eine Landzunge abschneidend direkt nach Owen Sound. Von dort aus verlief mein Weg dann süd- später südostwärts und immer noch entspannt auf der Hwy 6 direkt nach Hamilton an der Südwest-Ecke des Lake Ontario. Erst so im letzten Viertel dieses Abschnitts begann es einerseits entgegen Wetterbericht zu regnen, andrerseits wurde der Verkehr nun deutlich stressiger. Ich hatte diese Route gewählt, um den Grossraum Toronto-Flughafen-Mississauga zu umgehen da wieder Freitag ist und ich schon letzten Freitag feststellen musste, dass dort erhöhte Staugefahr herrscht. Ganz ohne gings zwar auch nicht, in der Region Hamilton-Burlington fand auch ich mich in sehr dichtem stauenden Verkehr wieder, doch es rollte immer irgendwie, und Google Maps als Navi zeigte mir zuverlässig den Weg durch die verschiedenen Fahrspuren. Über das Beachten gewisser Verkehrsregeln durch die Kanadischen Autofahrer möchte ich mich jetzt nicht weiter auslassen, nur soviel, wenn man ausserorts und auf den Autobahnen die vorgesehene Geschwindigkeit einhält, dann ist man eher ein Verkehrshindernis. So habe ich halt im Laufe der Erfahrungssammlung meine Fahrgeschwindigkeit immer mehr dem Verkehrsfluss angenähert. Nach genau 476 Km fuhr ich noch eine Viertelstunde vor der angedachten Zeit beim Radisson Fallsview vor und erhielt tatsächlich ein Zimmer mit Wasserfallblick. Zwar auch nur aus der zweiten Reihe und im vierten Stock, doch der Blick auf den Hufeisenfall ist dennoch grandios, erst recht, als beim Eindunkeln dann noch die Farbenspiele der Scheinwerfer dazukamen.

Da ich nach dem grossen Zmorge im Hotel nicht mehr viel gegessen hatte, meldete sich nun der Hunger, und so passte es gut, dass sich direkt neben dem Hotel ein Outback Steakhouse befindet, den so ein richtiges Steak hatte ich auf dieser Reise bisher noch nicht bekommen, beim ersten Versuch wurde mir mal ein Hack-Steak vorgesetzt, beim zweiten war keines mehr erhältlich. So gabs jetzt zum Schluss doch noch ein gutes Stück Fleisch auf australische Art zubereitet. Schon um halb Sieben war ich satt und entschloss mich nun, trotz immer noch bestehendem Regen rasch an die Niagara-Fälle hinunterzugehen. Dazu holte ich erstmals die Regenjacke aus dem Koffer. Nur leider nützte sie nicht allzu viel, man wurde dennoch nass, und erst später merkte ich, dass der Regen eigentlich aufgehört hatte und ich mich einfach längere Zeit im Gischtregen der Fälle bewegt hatte… Zurück im Hotelzimmer gabs dann einiges zum trocknen aufzuhängen, ich holte sogar das vorhandene Bügeleisen hervor, um meine Jeans für morgen wieder trocken zu kriegen. Dafür geniesse ich jetzt noch den spektakulären Nachtblick aus dem Zimmer auf die Niagara-Fälle. Den Rückflug für morgen habe ich auch schon eingecheckt, jetzt muss noch einiges um- und richtig verpackt werden, bevor es morgen Abend auf die Heimreise geht. Ich habe viel Zeit, bis um elf Uhr kann ich im Hotel bleiben, dann plane ich, dem Niagara-River entlang hoch nach Niagara-on-the-Lake zu fahren, vielleicht noch eine Outlet-Mall zu besuchen, erst bis 17 Uhr muss ich das Auto abgeben, bis 17.30 das Gepäck. Und dann melde ich mich vor dem Abflug dann vielleicht noch aus der Lounge.

Donnerstag, 03.10.24 – entlang des Lake Huron

Heute war schnell gepackt und der Schlüssel meiner Motel-Suite dem netten Inder an der Reception abgegeben. Ein paar Blocks weiter holte ich mir beim grossen M noch etwas zum Zmorge mit der Absicht, dies dann ausserhalb der Stadt auf irgend einem der vielen Picknickplätze zu verdrücken. Es sollte nämlich weiter dem Wasser entlang gehen, diesmal im Uferbereich des Lake Huron, in dem sich gebietsweise aber eine grosse Zahl von Inseln befinden, so dass man eigentlich selten auf den offenen See hinaus sieht, sondern sich eher an einem Flusslauf wähnt. Nur, wo waren jetzt all die sehr gut ausgestatteten Picknickplätze, wenn man sie braucht? Ich fuhr extra noch eine Strecke neben der grossen Highway, um der Waterfront näher zu sein. Doch erst nach etwa 60 Kilometer fand sich das Gesuchte, dafür umso lieblicher, die Herbstfarben nehmen merklich jeden Tag zu. Mein Kaffee war noch knapp erträglich warm, die Egg-Roll jedoch kalt, anyway. Nun gings aber auf die Trans Canada Highway 17 ostwärts, an Ortschaften vorbei mit Namen Spanish, oder Española, man könnte meinen, man sei ganz woanders… Zeitweise sah man nun doch die offene Küste, leider selten mit Gelegenheit, kurz anzuhalten und die Aussicht zu geniessen. Vor Sudbury gings wieder ins Landesinnere, aber dennoch viel Wasser, eine Art Seenplatte, die einzelnen Seen lagen teilweise sichtbar auf verschiedenen Ebenen. Das merkte man gut, wenn die Strasse an einem See entlang führte, dann gings mit Steigung einen Hügel hoch und oben plötzlich wieder an einem Gewässer vorbei. Hinter Sudbury ging die Trans Canada Highway dann südostwärts und hiess nun 69, später kurz vor Parry Sound wurde sie zur 400 und erneut vierspurig. Nach 487 Kilometern (wiederum inklusive aller Schlenker) parkte ich vor dem Best Western Plus von Parry Sound, erhielt ein super modernes Zimmer, richtete kurz ein und ging dann noch ins Stedtli auf Erkundungstour. Es führen zwei Bahnlinien durch die Stadt, man hört Züge, nur sieht man sie nicht. Die eine Linie führt sogar spektakulär auf einer hohen Trestlebrücke über die Bucht am Hafen. Die Brücke fotografierte ich von allen Seiten, wünschte mir auch einen Zug darauf, doch man hörte so alle halbe Stunde mal einen auf der hinteren unsichtbaren Strecke durchfahren. Im vorletzten Sonnenlicht besuchte ich noch einen Aussichtsturm oberhalb der Brücke, 130 Stufen und tolle Abendstimmung, jedoch kein Zug. Dann fuhr ich in den Hafen, wo ich vorher Restaurants geortet hatte, gönnte mir ein feines Steak-Sandwich und genoss auf der Terrasse des Tailwind das letzte Sonnenlicht bzw. den Sonnenuntergang. Ich hatte schon bezahlt und wollte gerade zusammenpacken, als es auf der Brücke zu rumpeln begann und dann doch noch ein stattlicher Güterzug mit Doppelcontainerladungen und Zwischenlok darüberfuhr, leider nur noch im Dämmerlicht. Ob meine Bilder was geworden sind, wird sich noch zeigen, zufrieden jedoch fuhr ich zurück ins Hotel und widmete mich für den Rest des Abends der Detailplanung der morgigen Etappe.

Mittwoch, 02.10.24 – spektakuläre Küstenfahrt

Noch einmal ausschlafen, wird wohl bis Samstag das letzte Mal sein. Da es im M/Hotel direkt kein Frühstück gab, holte ich mir als erstes schräg gegenüber im K-Circle einen Kaffee und ein Eierbrötchen und weiteren Proviant für den Tag. Dann gings erst mal an den Dorfeingang. Waren in Cochrane viele Eisbären in Übergrösse aufgestellt, so sind es hier in Wawa die Gänse, deshalb heisst mein H/Motel auch Big Bird Inn. Am südlichen Dorfrand hat es nun eine weitere Ansammlung solcher Tiere, die ich natürlich noch aufnehmen wollte. Beim Infocenter wo die grösste Gans steht, verdrückte ich dann meinen Eierburger zum Kaffee. Es ist windig und kühl, aber nur leicht bedeckt. Wenige Kilometer Fahrstrecke nur noch, bis man an die Gestade des Lake Superior gelangt, sozusagen ein kleines Süsswassermeer. Der folgende Strassenabschnitt über Dutzende Kilometer der Küste entlang mit immer wieder spektakulären Aussichten könnte man schon fast mit der Highway 101 entlang der Kalifornischen Küste vergleichen. Leider hat es bei den schönsten Punkten nicht viele Möglichkeiten, wo man sicher anhalten und aussteigen könnte. Also halte ich mich an die paar offiziell bezeichneten Scenic Lookouts. Zweimal mache ich noch einen Abstecher von der Hauptroute weg, einmal klappts, einmal ists ein Schuss in den Ofen, das Navi möchte mich über Waldwege, die höchstens zu Fuss begehbar wären, zu einem Wasserfall lotsen. Ab Mittag ist dann die Sonne auch wieder da, es bleibt aber kühl. Nach gemütlicher Fahrt erreiche ich am späteren Nachmittag Sault Ste. Marie und muss erst mal dringend tanken, der heftige Wind hat sich sehr nachteilig auf den Benzinverbrauch ausgewirkt. Dann besuche ich noch die Touristenattraktion von Sault Ste. Marie, Kanal und Schleuse. Der St. Marys River verbindet Lake Superior mit dem Lake Huron, der Name der Stadt könnte dazu verleiten, hier einen Wasserfall zu vermuten, in Wirklichkeit sind es aber eher eine längere Reihe von Stromschnellen. Der Fluss bildet zudem die Grenze zwischen Kanada und USA, es gibt also auch eine Stadt mit gleichem Namen auf der amerikanischen Seite. Links und rechts der Stromschnellen hat man Schleusen gebaut, mit denen der Schiffsverkehr den Höhenunterschied von etwa 6m zwischen den beiden Seen überwinden kann. Die Soo-Schleusen auf der Amerikanischen Seite übernehmen dabei den Hauptverkehr, während die Kanadischen Schleusen nur noch für spezielle Fahrten in Betrieb sind. Hier kann man nun zu Fuss über die Schleusentore rüber auf zwei Inseln, auf denen es mehrere Trails und Aussichtspunkte hat. Drei der Aussichtspunkte direkt an den Stromschnellen liegen dabei nur noch etwa 100 bis 200m von der Grenze zu den USA weg. Die Spätnachmittagssonne wärmte den kleinen Spaziergang. Über die Inseln drüber führt auch die internationale Strassenbrücke zwischen den beiden Städten. Weiter oben hat zudem die Bahn ihre Grenzstrecke, offenbar über eine Klapp- oder Hubbrücke. Nach dem kleinen Ausflug fuhr ich dann zum Holiday-Motel, wo ich das grösste Zimmer beziehen konnte, das einzige noch verfügbare. Und hier hat es zum Glück wieder sehr gutes WLAN, im Gegensatz zu gestern, so dass ich meine weitere Reiseplanung nun noch vollenden konnte. Morgen geht’s früh raus!

Dienstag, 01.10.24 – Transfer zum Lake Superior

Heute war wie schon mal erwähnt Transfertag, südwestlich quer durch den Wald zum Lake Superior. Dies ist jetzt nicht irgend ein See in den Wäldern Kanadas, sondern einer der fünf grossen Seen im Grenzgebiet Kanada/USA. Geplant waren 448 Kilometer, geworden sind es dann mit allen Schlenkern genau 459,6 km. Doch zuerst konnte ich nach dem Zmorge und Auschecken pünktlich um neun Uhr noch die Ausfahrt des heutigen Polar Bear Express filmen, dies bei mässig bedecktem Wetter, immerhin wärmer als gestern und kein Nebel. Dann noch volltanken, und genau als ich starten wollte, fielen um halb Zehn die ersten Regentropfen. Passendes Wetter also zum Transferieren, man kommt gar nicht auf die Idee, noch irgendwo was Schönes Herbstliches anschauen zu wollen. Zum Glück war der Regen aber nie so stark, dass er das Fahren heftig beeinträchtigt hätte, leichter bis starker Nieselregen, der Scheibenwischer konnte immer in Intervallschaltung verbleiben. Die erste Etappe führte nach Timmins, dort wollte ich für unterwegs Proviant einkaufen, doch der angesteuerte Supermarkt in einem Einkaufszentrum war nicht ganz nach meinen Bedürfnissen ausgestattet, so kaufte ich nur das Nötigste, Früchte und Mineralwasser. Timmins war früher auch Zielort des Northlanders, den ich kürzlich erwähnt habe. Die glorreichen Zeiten sind vorbei, und Timmins verfügt heute über keine regelmässig befahrene Schienen-Infrastruktur mehr. Eine Zweigstrecke für Cargo-Züge führt noch bis in einen Nachbarort. Nächster Etappenort, knapp 100km weiter war Foleyet, hier überquerte mein Weg die Ost-West Transkontinentalstrecke der Canadian National CN. Nichts los am Bahnhof, nur der Baudienst rollte gerade mit dem Zweiweg-Truck Richtung Strecke. Deshalb gings gleich weiter zum nächsten Zwischenstopp in Chapleau, hier überquerte mein Weg die Ost-West Transkontinentalstrecke der Canadian Pacific CP. Die beiden konkurrierenden Güter-Magistralen führen mal näher, mal weiter voneinander entfernt, auch mit diversen Überschneidungen vom Atlantik quer durch den Kontinent und über die Rocky Mountains nach Vancouver an den Pazifik. In Chapleau hatte ich mehr Glück, es hielt gerade ein Triebwagen von VIA Rail am Bahnhof, als ich das Auto hinstelle, hornte er schon zur Abfahrt, trotzdem gelangen mir noch paar gute Bilder. Nachforschungen ergaben später, dass es sich um den etwa 30 Minuten verspäteten VIA-Zug 185 von Sudbury nach White River gehandelt haben muss. Der Zug fährt drei Mal wöchentlich pro Richtung. Da hatte ich also enormes Glück! Auf der letzten Etappe über 140 km von Chapleau nach Wawa überquerte ich dann noch ganz unverhofft die Wasserscheide zwischen Arktischem und Atlantischem Ozean, was mit einer Stele am Strassenrand markiert war. In Wawa bezog ich ein Zimmer im Big Bird Inn, ein aufgeräumtes Hotel/Motel, nur das WIFI ist grottenschlecht und nur in der Lobby brauchbar, mein Zimmer liegt zuäusserst in einem Seitenflügel und hat praktisch keinen Empfang. Dabei sollte ich mir heute mal noch Gedanken machen, was ich eigentlich mit meinen zwei Reservetagen anfangen will, und vielleicht mal etwas buchen. Hier im Hotel hängen viele schöne Bilder der Niagarafälle, eine Zufalls-Suche hat mir ausserdem gezeigt, dass in Niagara Falls für die Nacht Fr/Sa noch Hotelzimmer zu moderaten Preisen verfügbar wären. Also setzte ich mich nach dem Znacht bei einem Wikinger in die Hotellobby und machte eine Buchung, die ich hoffentlich nicht noch bereuen werde, ich tat mir nämlich noch zwei weitere längere Fahrstrecken an, nachdem dies heute so gut geklappt hat. Morgen noch wie geplant nach Sault Ste. Marie, dann geht es am Donnerstag entlang des Lake Huron noch etwa 200 km weiter südlich als ursprünglich geplant, nämlich bis Parry Sound. Von dort dann am Freitag in einem weiteren Langlauf zu den Niagara Fällen, wo ich mir für die letzte Nacht im Radisson ein Zimmer mit Wasserfallblick gebucht habe. Am Samstag habe ich dann alle Zeit, um von Niagara Falls bis zum Flughafen Toronto zu gelangen, wo ich das Auto bis 17.00 abgeben sollte. Mal schauen, ob wir das hinkriegen.

Montag, 30.09.24 – unterwegs mit dem Polar Bear Express

Kühl und neblig war es heute Morgen, obschon die Sonne schon durchdrückte nur etwa 5°! So packte ich vorsichtshalber noch Kappe und Halstuch ein, bevor ich mich auf den Weg zum Bahnhof machte. Montag ist auf dieser Reise immer Eisenbahntag, rein zufällig. Letzten Montag war ich ja statt 22 sogar 26½ Stunden von Montreal nach Halifax unterwegs, heute wurde es nicht gar so extrem, nur fünf Stunden hin für die knapp 300 km nach Moosonee, und wieder fünf Stunden zurück. Da Moosonee auf der Strasse nicht erreichbar ist, fungiert der Polar Bear Express als multifunktionaler Versorger. Da ist einmal der Personentransport, sieben recht bequeme Wagen inklusive Speisewagen und Gepäckwagen, dazu ein Generatorwagen und eine Lok zur Stromversorgung. Dann zwei gedeckte Güterwagen für den Stückgutverkehr und schliesslich noch drei Flachwagen, auf welchen je vier Autos transportiert werden können, wovon rege Gebrauch gemacht wird. Die ganze Komposition wird von zwei weiteren Loks gezogen. Also total drei Loks im Zug, da kann nicht viel schief gehen. Pünktlich um 9.00 setzte sich der Zug in Bewegung, die Strecke geht erst nordwärts, dreht dann Richtung nordost bis Moosonee, das am untersten Zipfel der Hudson Bay liegt. Der Nebel bleibt und ich habe ein bisschen Angst, dass das von Dauer ist, da wir ja quasi runter auf fast Meereshöhe fahren werden. Wieder geht es vorwiegend durch Birkenwälder, oft entlang einer breiten Trasse von mehreren Hochspannungsleitungen. Der Nebel hatte sich inzwischen mit steigender Sonne doch verflüchtigt. Ausser ein paar Brücken, insbesondere jene über den Moose River, hat die Strecke keine grossen Highlights zu bieten. Moosonee erreichen wir fast 15 Minuten vorzeitig, da nicht alle Unterwegshalte (Flagstops = Halt auf telefonisches Verlangen) beansprucht werden. Bevor ich die Ortschaft erkunde, beobachte ich noch das Rangiermanöver mit den Autowagen zur Rampe, wo erst die beladenen Wagen für die Rückfahrt umgestellt werden müssen. Der nun wohl entlegenste Ort auf dieser Reise, empfängt einen mit einem mehrbesseren Güterschopf als Bahnhofgebäude und mit vielen staubigen Strassen und sonst gar nichts! Trotz Mittagssonne ist es windig kühl, zum Glück habe ich das Halstuch dabei. Der Ort ist dreckig, die Autos sind mit einer dicken Staubschicht überzogen und jedes vorbeifahrende Auto zieht eine riesige Staubwolke hinter sich nach. Auch hier ausser einem Spirituosenhandel(!) keine Gastronomie vorhanden, der einzige Supermarkt hat gerade geschlossen. Am schönsten ist es noch unten am Fluss, dem Moose River, wo ich es mir in einem kleinen Pärkli mit Sitzbänken gemütlich mache und dem regen Betrieb am Bootsanleger zuschaue. Es gibt Taxiboote zu den umliegenden Inseln, auch eine Fähre pendelt zur Moose Factory, der grössten Nachbarinsel. Irgendwie ist heute ein Feiertag, drum ist alles zu, wohl etwas Lokales. Dem Tagestouristen, der immerhin drei Stunden zwischen den zwei Zügen hier verweilen würde, wird wohl auch sonst leider nicht viel geboten. Gegen vier Uhr gebe ich dem Stedtli noch eine Chance und mache mich auf einem anderen Weg zurück zum Bahnhof, aber es wird nicht besser…. So schaue ich dem inzwischen wieder eifrigen Treiben auf dem Bahnhof zu, Grossgepäck und Stückgüter werden direkt am Zug entgegengenommen und abgefertigt. Taxis und Privatautos (eigentlich alles grosse Trucks) bringen die neuen Fahrgäste aus der Umgebung zum Bahnhof, Zubringer-öV gibts natürlich nicht. Wiederum überpünktlich um 17.00 startet der Polar Bear Express seine Rückfahrt nach Cochrane. Die Landschaft zeigt sich nun im Abendlicht von der schönsten Seite. Etwa nach halber Strecke wirds dunkel und Zeit fürs Znacht aus dem Speisewagen, Cabbage Rolls, eine Art Fleischvogel mit Kabis umhüllt, mit Kartoffelstock. Dank sehr gut funktionierendem WLAN (auch ohne Telefonnetz) kann man sich den Rest der Fahrt auch gut vertreiben. Um 21.42 (genau die gleiche Zeit inkl. Zeitverschiebung, an der ich letzten Montag in Halifax eingetroffen bin) erreichen wir wieder den Bahnhof Cochrane, wo es im Vergleich zu Moosonee auch um diese Zeit noch etwas wärmer ist. Eisenbahntag pur also heute, das Auto hatte mal Pause, wird dafür morgen fast doppelt als gewohnt beansprucht.

…und übrigens; seit 18:00 hiesiger Zeit stehe ich wieder unter Vertrag bei der BLS.