Freitag, 04.05.2018

Kurz durch Bosnien-Herzegowina und dann ab auf die Insel

Nachdem wir beschlossen hatten, unsere Fahrt nach Nordwesten heute fortzusetzen, war es am Morgen nicht ganz einfach, alles zusammenzupacken. Nach dieser Regennacht musste vieles zuerst getrocknet und geputzt werden, bevor es im Camper verstaut werden konnte. Entsprechend waren wir bei unserer Abfahrt schon leicht in Verzug, und dies erst noch ohne Morgenessen. Da wir im Dorfladen oberhalb der Hauptstrasse noch Leergut abgeben mussten, und weil auf der Hauptstrasse selber wegen eines vorangehenden Unfalls noch ein Stau war, wählte Tinu zum Dorf Orasac hinaus ein Nebensträsschen, das allerdings immer enger und holpriger und rasch zum Feldweg wurde. Nachdem auch noch ein paar tiefe Schlaglöcher knapp umfahren werden konnten, wurde es zum Glück wieder besser und nach etwa zwei Kilometer erreichten wir endlich die Hauptstrasse. Unser einziger Fixpunkt heute war die Fähre um 12:30 von Makarska nach Sunmartin auf der Insel Brac, welche wir erreichen wollten. Bis dahin gabs aber noch ein paar Hindernisse auf der sonst in prächtiger Landschaft verlaufenden und gut unterhaltenen Hauptstrasse entlang der Dalmatischen Küste zu bewältigen. Da waren erst mal einige Baustellen, die jedoch nach ein, zwei Ampelphasen zügig durchfahren werden konnten. Dazu kam der Umstand, dass auf unserer Strecke noch ein etwa fünf Kilometer breiter Landstreifen von Bosnien-Herzegowina mit dem Städtchen Neum bis an die Küste reicht, um auch diesem Land den Zugang zum Meer zu ermöglichen (was man hier aber nicht explizit nutzt). Das bedeutete für uns zwei Mal kurz nacheinander Ausreise/Einreise von/nach Schengen-Territorium und man wusste gerüchteweise von langen Staus an diesen Grenzpunkten. So schlimm war es dann aber nicht, zwei Mal kurz anhalten fürs Vorweisen unserer IDs, und schon waren wir durch. Dafür wurden wir mit prächtigen Ausblicken auf die Küste und die davor liegenden Inseln belohnt. Da man die Fähre nicht vorreservieren konnte, und wir nicht wussten, wie gross sie eigentlich war, wollten wir schon möglichst zeitig vor Abfahrt am Verladekai erscheinen, um 11:55 kamen wir im Hafen von Makarska um die Ecke und reihten uns in der Kolonne für den Fährverlad ein. Das Ticket war rasch organisiert. Da es sich tatsächlich um eine Kleinfähre mit nur einer Bugklappe handelte, war nun die grosse Herausforderung, den Camper rückwärts aufs Schiff zu fahren. Tinu schaffte das unter gütiger Mithilfe des Personals mir Bravour. Und nach uns hätte nur noch ein grösseres Fahrzeug Platz gehabt.

Nach einer knappen Stunde Überfahrt  erreichten wir in Sunmartin die Insel Brac, welche etwa 15 km lang und 8 km breit ist. Wir hatten den Camperplatz Aloa in der Nähe von Bol anvisiert, der terrassenweise hoch über dem Meer angelegt ist. Als wir dort ankamen, mussten wir aber leider feststellen, dass der noch geschlossen ist. Schliesslich fanden wir oberhalb von Bol mit dem Kamp Kanun eine gute Alternative mit einem lauschigen Stellplatz unter Olivenbäumen und allen nötigen Einrichtungen (bis auf WLAN). Nachdem der Camper richtig stand, wir uns einigermassen eingerichtet und uns bereits mit den umliegenden Nachbarn bekannt gemacht hatten, fuhr ich mit einem der mitgeführten Velos hinunter ins Dorf zum Grosseinkauf. Bergab ging rassig, einen kleinen Supermarkt hatte ich auch rasch gefunden, doch mit all den Sachen dann hochfahren war recht mühsam, so lief ich etwa die Hälfte des Weges. Später fuhren wir dann beide per Rad nochmals bis zum Hafen hinunter, wo wir uns nach einer kleinen Besichtigungstour ein Restaurant fürs Nachtessen aussuchten. Dort fanden wir auch unserer Campernachbarn vor, welche uns beschieden, dass wir das beste des Ortes gewählt hätten. Nach dem sehr feinen Essen – Brot mit Olivenöl, Salat, gebratener Thunfisch auf heissem Stein, dazu ein feiner einheimischer Weisswein – konnten wir dies durchaus bestätigen. Nun mussten wir zum Schluss natürlich wieder zum Camp hochsteigen, den halben Weg fuhr ich, den steilsten Abschnitt gings zu Fuss. Auch so waren wir rasch zum Städtchen hinaus und wieder oben beim Camperplatz. Mit ein paar Stativ-Foto-Versuchen liessen wir den Abend ausklingen.

Tinus Tagesbericht

Donnerstag, 03.05.2018

Faulenzertag bei Regen

Regen prägte den heutigen Tagesablauf, doch das war weiter nicht schlimm, denn wir wollten sowieso einen Ruhetag einschieben. Am Vormittag wars noch trocken, also stieg ich nochmals zum Dorfladen hoch und holte ein paar Leckereien fürs Morgen- und Abendessen. Danach genossen wir das Zmorge auf unserem Logenplatz hoch über dem Meer. Nach dem Abwasch konnte ich endlich mal meine aufgestauten Tagesberichte fertigstellen, den Weg ins Netz fanden sie dann etwas später, als ich mich zu Tinu gesellte, der sich schon vorher im Grotto neben der Reception installiert hatte, wo die WLAN-Abdeckung am besten ist. Bisher hatte es zwischendurch immer mal leicht getröpfelt, aber nicht heftig, es hing Wäsche zum trocknen unter der Markise. Als wir da so ins Internet vertieft waren, fing es plötzlich von einer Minute auf die andere an richtig zu schütten, dazu Gewitter im Anzug. Tinu rannte zum Camper, um das Schlimmste zu verhindern, ich rettete inzwischen ein paar Elektronikgeräte an einen trockenen Platz unter Dach. Irgendwann kam er dann durchnässt zurück, die fast getrocknete Wäsche war zwar wieder nass, aber nicht davongeweht. Von jetzt an blieb der Regen, mal stark, mal schwächer. Eins solche Schwächephase nutzten wir aus, um wieder runter zum Camper zu gehen, nachdem wir im Netz unsere wichtigsten «Arbeiten» erledigt hatten. Langsam ging es bereits ans Nachtessen, und mangels trockenen Fusses erreichbarem Restaurant kochten wir halt mal selber, was der Vorrat gerade so hergab, Reis mit Thon und Gurkensalat an einer Senfsauce. Und wenn sonst zuviele Köche das Essen verderben, war das hier nicht der Fall. Bei uns schmeckte alles gut, und es wurde alles aufgegessen, was ja auch ein gutes Zeichen ist. Inzwischen zeigte das Gewitter neue Stärke, es knallte und goss wie wild, wir fühlten uns wohl im Trockenen und gedachten kurz der vielen Zeltbewohner um uns herum. Als ich fürs Abwaschen eine weitere Regenlücke nutzen wollte, wurde ich vom nächsten plötzlich auftretendem Starkregen überrascht und flüchtete zurück in den Camper. Wir beschlossen, dieses schöne Fleckchen Erde (wenn die Sonne scheint) morgen zu verlassen und weiter Richtung Nordwesten zu  fahren, besprachen noch den Verlauf der Route. Nun ziehen wir uns zurück in unsere Schlafsäcke und horchen dem Trommeln der vielen Regentropfen auf unserem Dach.

Tinus Tagesbericht